10 Tipps für einen gesunden Schlaf

Etwa ein Drittel unsere Lebens verbringen wir schlafend. Klar, dass die Schlafqualität eine besonders wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielt. Im besten Fall gehen Sie abends ins Bett und schlafen ohne weitere Umstände ein. Morgens wachen Sie erholt auf. Dann brauchen Sie die folgenden Tipps nicht zu beachten. Wenn Sie allerdings ab und zu Probleme beim Ein- oder Durchschlafen haben, oder morgens schlecht aus dem Bett kommen, können Ihnen die folgenden Ratschläge helfen.

Rhythmus sorgt für guten Schlaf
Im Idealfall gehen Sie immer annähernd zur gleichen Zeit schlafen. Ihr Körper gewöhnt sich an feste Zeiten und ist damit auf Schlaf „gepolt“.

Gehen Sie erst ins Bett, wenn Sie müde sind
Klingt banal, ist aber sinnvoll: Gehen Sie dann schlafen, wenn Sie tatsächlich müde sind. Stehen Sie wieder auf, falls Sie hellwach im Bett liegen und nicht einschlafen können. Auch wenn Sie damit Regel 1 nicht einhalten.

Nicht auf die Uhr schauen
Lassen Sie sich nicht durch die Uhrzeit verunsichern, wenn Sie nachts aufwachen. Unser Rat: Drehen Sie den Wecker zur Wand.

Verzichten Sie auf Genussmittel
Lassen Sie etwa drei bis vier Stunden bevor Sie ins Bett gehen Genussmittel wie Nikotin, Alkohol und Cola weg. Viele Kräutertees und warme Milch wirken beruhigend und können beim Einschlafen helfen.

Gehen Sie nicht direkt nach dem Essen schlafen
Besonders vermeiden sollten Sie größere Mahlzeiten kurz vor dem Zubettgehen. Ein voller Magen wirkt sich negativ auf den Schlaf aus, da der Körper mit der Verdauung beschäftigt ist. Nächtliche Naschattacken sollten Sie unbedingt auslassen.

Bewegen Sie sich und treiben Sie Sport
Treiben Sie regelmäßig Sport? Gut so, denn das hilft nachweislich gegen Schlafstörungen. Allerdings sollten Sie intensive Anstrengungen abends vermeiden. Ideal sind zum Beispiel Nordic Walking, sanfte Gymnastik und Yoga.

Bauen Sie Stress und Ärger nicht im Bett ab
Ruhen Sie sich aus, bevor Sie zu Bett gehen. Falls Ihnen das schwer fällt hilft eventuell Autogenes Training.

Besser im Dunklen schlafen
Lassen Sie das Licht aus, wenn Sie nachts aufwachen. Die Helligkeit kann die innere Uhr durcheinander bringen.

Schaffen sie ein gemütliches Schlafzimmer
Ist Ihr Schlafzimmer ein Ort der Ruhe und Entspannung? Schaffen Sie sich eine Wohlfühloase, ohne störende Elemente und Unordnung. Eine Zimmertemperatur zwischen 16 und 18 Grad empfinden die meisten Menschen als angenehm.

Gehen Sie bei dauerhaften Schlafstörungen zum Arzt
Bei andauernden Schlafdefiziten sollten Sie nicht sofort zur Tablette greifen. Gehen Sie zum Arzt und lassen Sie sich beraten.

 

Woher wir unsere Bio-Baumwolle beziehen...

Prolana bezieht Biobaumwolle – eines unserer wichtigsten Rohmater-ialien – von Chetna, einer indischen Nichtregierungsorganisation. Chetna arbeitet mit 9000 Biobaumwollbauern zusammenarbeitet und hilft derzeit 7000 weiteren bei der Umstellung auf den Bioanbau und bei der Zertifizierung.

Für uns ist Chetna ein perfekter Partner, denn wir haben gemeinsame Ziele: Prolana verwendet Biobaumwolle weil sie ohne den Einsatz von chemischem Dünger, Pestiziden und Herbiziden produziert wird. Damit ist sie gesund für unsere Kundinnen und Kunden, aber auch die Bauern profitieren, weil sie nicht mit chemischen Giften umgehen müssen. Außerdem bekommen sie einen etwas besseren Preis für Biobaumwolle.

Zu unseren Werten gehört – wo immer möglich – einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Produzentinnen und Produzenten zu leisten. Die Zahlung einer Fair Trade Prämie ist nur ein Aspekt. Durch die Zusammenarbeit mit Chetan unterstützen wir die Baumwollbauern und ihre Familien direkt.

Die meisten Bauern in Indien sind arm und besitzen nur wenig Land. Viele gehören zu besonders benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen. Chetna hilft Biobaumwollbauern von der Saatgutbeschaffung über den Anbau (Kompostmanagement, biologische Schädlingsbekämpfung, Zwischensaaten…) bis hin zu Ernte, Weiterverarbeitung und Ver-marktung. Und Chetna unterstützt die Bauernfamilien (manchmal sogar die gesamte Dorfgemeinschaft): Mitarbeiter von Chetna beraten Frauen, die im Nebenerwerb Biogemüse anbauen wollen, assistieren Saatgut-Initiativen beim Aufbau von Saatgutbanken und helfen Eltern dabei, Stipendien für ihre Kinder zu bekommen. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Stories.

 

"Living-Wage" Pilot Projekt

Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, alle, die an der Produktion eines Prolana-Produktes beteiligt sind, fair zu behandeln – von Baumwollbauern bis hin zu den Näherinnen, die unsere Produkte fertigstellen. Ein kleiner Teil unserer Waren, zum Beispiel unsere Kinderschlafsäcke, wird daher von ausgewählten Partnern in Indien gefertigt. Unsere Motivation ist nicht der günstige Preis, sondern die Menschen in der weiterverarbeitenden Industrie an der Wertschöpfung zu beteiligen der dadurch geschaffen wird und sie nicht als reine Rohstofflieferanten zu betrachten.

„Normalerweise“ bekommen nur die Baumwollbauern eine Fair-Trade-Prämie, aber nicht die anderen TextilarbeiterInnen wie z.B. die NäherInnen. Der Grund dafür ist, dass nur ein sehr geringer Teil der weltweit produzierten Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau stammt und nur ein Bruchteil davon Fair gehandelt wird. Es ist vergleichsweise einfach, den Bauern für die Rohbaumwolle einen Fair-Trade-Aufschlag zu zahlen. Aber bis aus dieser Rohbaumwolle ein Kinderschlafsack oder ein Kissenbezug geworden ist, muss sie viele Verarbeitungsstufen durchlaufen: Die Baumwolle wird gereinigt, kardiert, gesponnen und zum Faden gezwirnt. Das Garn wird zu einem gewebten oder gestrickten Stoff weiterverarbeitet, nach Bedarf bedruckt oder gefärbt, schließlich zugeschnitten und genäht. Der Wert der Baumwolle steigt folglich mit der Verarbeitung oder ‚Veredelung’. Und es sind dutzende Menschen in verschiedenen Firmen, an verschiedenen Orten an der Entstehung eines Produktes beteiligt. Und da der Faire Handel weiterhin nur einen kleinen Marktanteil hat, verbringt in einer Spinnerei, Weberei oder in der Konfektionierung nur einige wenige Mitglieder der Belegschaft einen kleinen Teil ihrer Arbeitszeit mit der Herstellung von Fair gehandelten Produkten.

Wir sind trotzdem entschlossen, soweit das sinnvoll machbar ist, auch diese Menschen an der Wertschöpfung zu beteiligen. Wir tun dies z.B. über ein „Living Wage“ Projekt. Bei unserem indischen Partner wird für die Weiterverarbeitung der Biobaumwoll-Stoffe (zum Beispiel das Nähen unserer Kinderschlafsäcke) selbstverständlich die staatlichen Mindestlöhne gezahlt. Unabhängige Berechnungen haben jedoch ergeben, daß dieser Mindestlohn nicht der Definition eines „living wage“ (auf deutsch: „Existenzminimum“) entspricht, dafür müßte das Lohnniveau um 20% angehoben werden. Aus diesem Grund beteiligen wir uns an einem Pilot-Projekt: Kern ist die Berechnung des Anteils der Lohnkosten, der z.B. bei der Herstellung eines Kinderschlafsacks anfällt. Wir bezahlen die 20% mehr, um den beschriebenen Gap zu schließen. Am Monatsende wird dieser Fair-Trade-Aufschlag aber auf alle MitarbeiterInnen verteilt, da es reiner Zufall ist, wer gerade an einer Prolana-Bestellung arbeitet und wer nicht. Je mehr Fair-Trade-Produkte gekauft werden und je mehr Firmen sich am „Living-Wage-Projekt“ beteiligen, desto schneller kann für alle Mitarbeiter das Lohnniveau angehoben werden. Derzeit bekommen die ArbeiterInnen sozusagen ein 13. Monatsgehalt. Das ist aus unserer Sicht ein guter Anfang.

 

Woher wir unseren Naturkautschuk beziehen...

Unsere Matratzen bestehen zu 100 % aus natürlichen, pflanzlichen Rohstoffen. Der wichtigste ist hierbei der Kautschuk. Er wird aber auch für andere Produkte benötigt. Kautschuk ist – genau wie Baumwolle oder Schafschurwolle – ein Naturprodukt und damit ein nachwachsender Rohstoff.

Synthetischer Kautschuk, im Zusammenhang mit Matratzen oft als „Kaltschaum“ bezeichnet, wird aus dem fossilen, endlichen Rohstoff Erdöl hergestellt. Der Herstellungsprozess ist energieaufwendig und Produkte aus Erdöl sind schlecht abbaubar. Irgendwann landen sie auf einer Mülldeponie. Naturlatex hingegen wird aus der Kautschukmilch hergestellt. Sie beginnt zu fließen, sobald ein Zapfer mit einem scharfen Zapfmesser einen hauchdünnen Rindenstreifen am Stamm des Kautschukbaums entfernt. Kautschukbäume sind aber nicht nur Lieferanten eines wertvollen Rohstoffs, sie leisten „ganz nebenbei“’einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, denn sie absorbieren mehr CO2 als die meisten anderen Pflanzen.

Außerdem wurden Naturlatexmatratzen ob ihrer sehr guten Liegeeigenschaften, in vielen unabhängigen Tests zum Testsieger gekürt. Kautschuk ist demnach ein hochwertiges, vielseitig verwendbares Material, das synthetischem Gummi in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Besonders wenn es um den Schutz der Umwelt geht.

Auch der Fair Trade Gedanke gehört zu den Grundwerten unseres Unternehmens. Es ist uns deshalb wichtig, gerade den Primärproduzenten von natürlichem Kautschuk – also den Gummizapfern, Plantagenarbeiter-innen und den Kleinbauern – die Möglichkeit zu geben, am Fairen Handel teilzunehmen.

Warum ist der Kautschuk, den wir verwenden, nun zwar Fair gehandelt aber nicht von der Fair Trade Labelling Organisation (FLO) zertifiziert? Das liegt daran, dass FLO keine Kriterien für Gummi hat. Aus diesem Grund ist Prolana Gründungsmitglied des Fair Rubber e.V.. Weltweit sind wir der größte Verarbeiter von Fair gehandeltem Naturlatex. Ziel des Vereins ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Primärproduzen-ten von Naturlatex zu verbessern.

Für jedes Kilogramm des Rohstoffs Dry Rubber Content (Anteil des Gummis in der „Latexmilch“) zahlen die Mitglieder des Vereins eine Fair Trade Prämie in Höhe von € 0,50. Eine prozentuale Fair Trade Prämie hingegen wäre nicht sinnvoll, da die Preise für Kautschuk vom Weltmarkt abhängig sind. Bei niedrigen Preisen können die Produzentinnen und Produzenten nicht einmal ihre Produktionskosten decken. Beim Fair Rubber e.V. bleibt dann wenigstens die Fair Trade Prämie gleich hoch. Außerdem zahlen die Produzenten – im Gegensatz zu anderen Fair Trade Programmen – keine Gebühren, um auf einem zertifizierten Plantagenregister geführt zu werden. Im Gegenteil: Der Verein übernimmt bei Bedarf sogar die Kosten für anfallende Zertifizierungen.

Diese von den Fair-Rubber-Mitgliedern gezahlte Prämie ist keine Spende, sondern ein Zusatzeinkommen für Zapfer, Plantagenarbeiterinnen und Kleinbauern. Diese entscheiden selbst, welche Projekte sie davon finanzieren wollen. In den vergangenen 30 Jahren ermöglichte die Fair Trade Prämie die Umsetzung zum Teil sehr umfangreicher Projekte, die den Arbeiterinnen und Arbeitern auf den Plantagen ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbesserten.

Nachhaltige Handelsbeziehungen sind wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Und die persönlichen Begegnungen mit den Menschen vor Ort immer eine große Bereicherung. Wir schätzen die zahlreichen persönlichen Gespräche, die gemeinsame Vision und freuen uns, Einblicke in die Welten unserer Partnerinnen und Partner zu bekommen und mehr über ihr Leben und ihre Kulturen zu erfahren.

 

Lalita - aus dem Leben einer Kautschukarbeiterin

Für Lalita Ayrangani beginnt der Tag früh. Um 4.30 Uhr steht sie auf und beginnt für die ganze Familie zu kochen: Reis, Gemüsecurry und einen Kokosnuss-Dip, zum Frühstück und für das Mittagessen, das jeder zur Arbeit mitnehmen kann. Ihre Tochter, ihr Sohn, dessen Frau und die vierjährige Enkeltochter leben nebenan. Um 6 Uhr geht die 44-jährige Lalita zum Fabrikgebäude in dem der Latex weiterverarbeitet wird, Arbeitsbeginn ist 6.30Uhr.

Bis vor kurzem musste Lalita noch früher aufstehen: vor über einem Jahr stürzte der Tank, aus dem die Leitung für die Wasserversorgung in Lalitas Haus gespeist wurde, ein was bedeutete, dass sie und die übrigen Familienmitglieder mehrmals am Tag zu einer mehr als 500 Meter entfernten Quelle gehen mussten, um jeden Liter Wasser der zum Trinken und Kochen gebraucht wurde, in Eimern und Krügen herbeizuschleppen. Das Fair Trade Komitee war sich einig, dass ein neuer Wassertank Priorität haben sollte und inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen und aus dem Hahn hinter Lalitas Haus sprudelt wieder Wasser. Sie muss nur noch eines der bauchigen Edelstahlgefäße füllen und um die Ecke in die Küche tragen.

Lalitas Schicht in der Fabrik endet um 15 Uhr. Gewöhnlich kauft sie danach ein paar Lebensmittel im Coop-Laden der Plantage und Gemüse von einem der Stände in der Nähe. Wenn sie nach Hause kommt, spielt sie mit ihrer Enkelin, wäscht Wäsche, nimmt ein Bad und macht sich daran, das Abendessen für die Familie zu kochen. Ihre Kinder arbeiten alle in einer Fabrik in der Kleidung hergestellt wird. Die Firma sorgt für den Transport, aber die Löhne sind niedrig, nur Rs 12,000 pro Monat. Warum arbeiten die Kinder nicht auf der Plantage wo sie mehr verdienen könnten? Lalita lächelt und zuckt mit den Schulter – die Arbeit in der Kleiderfabrik ist sauber, sagt sie, und die Kinder sind zur Schule gegangen, sie finden, dass ein Job auf einer Plantage nichts für sie ist.

„Viele junge Leute arbeiten für ein paar Jahre in diesen Fabriken“, sagt Nisala Jayawardena, der Manager der Plantage, „aber dann werden sie 30 und haben genug davon, jeden Tag ein paar Stunden im Bus zuzubringen und von dem Krach in den Fabrikhallen und dann bewerben sie sich bei uns um einen Job.“

Lalita war sieben Jahre alt als sie mit ihren Eltern und Großeltern auf diese Plantage kam. Ihr Vater arbeitet noch immer in der Fabrik, ihre Mutter ist im Ruhestand. Seit ihr Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, bewohnt sie zwei kleine Räume allein. Ihr Wohnzimmer in dem Familienfotos, Vasen und Götterfiguren liebevoll auf den wenigen Möbeln arrangiert sind, führt auf die Veranda. Die übrige Familie teilt sich den Rest des Hauses, zwei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Vasen voller Kunstblumen und einem kleinen Fernseher in der Ecke. Die Kinder kommen gegen 19.30 von der Arbeit, rechtzeitig zum Beginn der singhalesischen Seifenopern, die das Sri Lankesische Fernsehen jeden Abend zeigt.

Welche Hoffnungen und Träume hat Lalita im Blick auf die Zukunft? Seit das Wasser wieder läuft sei sie zufrieden, sagt sie. Jetzt wünscht sie sich nur, dass es den Kindern gut geht und sie sich in einer eigenen Wohnung in der Nähe niederlassen können.

 

Über das Glück, duschen zu können

Wir von Prolana sind fest davon überzeugt, dass man mit Partnerschaft, Respekt und persönlichen Beziehungen weltweit fair zusammenarbeiten kann. Als Gründungsmitglied von Fair Rubber e.V. durften wir schon mehrfach miterleben, wie einige Projekte, die durch die Fair Trade Prämie ermöglicht wurden, das Leben von mehreren tausend Menschen ein klein wenig leichter gemacht hat. Eines davon ist das Wasserprojekt, welches auf der Kautschuk-Plantage Udabage auf Sri Lanka realisiert wurde.

W J Christian sitzt auf dem Boden seines Schuppens, um ihn herum stapeln sich Werkzeuge, Ersatzteile, Alteisen und Kabel. Aus dem von einem dichten Zaun umgebenen Areal hinter Herrn Christians Holzverschlag ist fröhliches Kreischen zu hören – vier Jungen probieren die neuen Duschen aus. Bevor die öffentliche Gemeinschaftsdusche unter freiem Himmel installiert wurde konnte man sich nur im nahegelegenen Bach waschen.

Die Duschen sind ein Teil des Fair Trade Wasserprojekts und dass sie gleich hinter Herrn Christians Werkstatt gebaut wurden hat seinen Grund: er kann sie ohne Hilfe erreichen. Der 52-jährige erkrankte als Baby an Polio, seine Beine sind verkrümmt und ohne Muskeln, fortbewegen kann er sich nur mühsam auf allen vieren. „Durch das Wasserprojekt bin ich viel unabhängiger geworden“, sagt er. Jetzt kann er nicht nur ohne Hilfe baden, die Dorfbewohner haben auch eine der 12 gemeinschaftlich zu nutzenden Trinkwasserhähne direkt hinter dem Haus von Herrn Christian installiert, was bedeutet, dass er nicht ständig seine Tante oder Nachbarn bitten muss, ihm Wasser zu holen.

Geholfen hat ihm jeder gern, denn W J Christian ist bekannt für sein handwerkliches Geschick – was er nicht reparieren kann, das gehört wirklich auf den Müll. 1995 konstruierte er in nur sechs Monaten ein ganz motorisiertes Dreirad, niedrig genug, dass er ohne Probleme auf und absteigen kann. Seitdem fährt er nicht nur sonntags zur Kirche, sondern er kann auch Kunden überall auf der Plantage erreichen – ob jemand neue, handgefertigte hölzerne Fensterrahmen braucht oder ein Ventilator mit einem neuen Kabel versehen werden muss, mit seinem Talent und seiner präzisen Arbeitsweise hat W J inzwischen einen Ruf, der über die Grenzen der Plantage hinaus reicht. Doch den größten Teil seiner Arbeit erledigt er in seiner Werkstatt: vor mehr als 20 Jahren fragte ihn ein Plantagenmanager ob er die Messer der Gummizapfer schärfen könne – natürlich konnte W J Christian das und tut es bis heute. Ungefähr eine Stunde braucht er, um das Zapfmesser, das einem Holzmeißel ähnelt, wieder herzurichten und gebrauchsfähig zu machen. Bis zu 10 Messer schärft er pro Tag, pro Stück bekommt er Rs 180 und zusammen mit seinen anderen Aufträgen verdient er genug zum Leben.

Das Fair Trade Wasserprojekt kommt 72 Familien zu gute, je sechs Familien teilen sich je einen Trinkwasserhahn und alle nutzen die vier Duschen. Jede Familie zahlte eine einmalige Summe von Rs 100 für die Installation des Wasserhahns und monatlich Rs 20 für die Wassernutzung. Das Geld wird von den Mitgliedern des Wasserkomitees eingesammelt die ihrerseits für die regelmäßige Kontrolle und Wartung der Hähne und Zuleitungen zuständig sind – d.h. die Familien zahlen für einen Service, den das Wasserkomitee zu leisten hat.

Die Mitglieder des Fair Trade Komitees sind der Auffassung, dass ein kleiner finanzieller Beitrag der Nutznießer dazu führt, dass sie das Projekt als das ihre sehen und verantwortlich damit umgehen. Noch in diesem Jahr werden die Familien Wasseruhren kaufen können (die Kosten liegen bei Rs 2000 und können über zwei Jahre abbezahlt werden). Erst dann werden separate Leitungen gelegt, so dass jede Familie einen Wasseranschluß direkt in ihrem Haus haben wird. Eine große Veränderung in einer Gemeinde in der bisher zwei bis drei Monate im Jahr die nächst gelegene Wasserquelle austrocknete und jeder Liter Wasser mehr als 500 Meter weit von einer anderen Quelle herangeschleppt werden musste.

Die Familien leben in als ‚Lines’ bezeichneten Gebäuden, eine Form der Unterbringung die von den Briten im 19. Jahrhundert auf Gummi- und Teeplantagen eingeführt wurde. Jede Familie bewohnt zwei Räume in einem langgestreckten, eingeschossigen Gebäude, die von einer Veranda aus zugänglich sind. Aber durch den Tempel, die Bushaltestelle und einen riesigen Peepul-Baum haben die ‚Lines’ in Udabage fast den Charakter eines kleinen Dorfes. Und die Bewohner haben offensichtlich Gemeinsinn und Verantwortungsbewusstsein – dass die Duschen so nahe wie möglich an W J Christians Haus und Werkstatt gebaut werden würden, das stand von Anfang an fest.

 

Glückliche Küche und Mist für die Pflanzen

Mehr als 2000 Bio-Kleinbauern im Südosten des indischen Bundesstaates Gujarat haben sich im „Suminter Baumwollprojekt“ zusammen-geschlossen. Die Böden sind nicht sehr fruchtbar, und da hilft vor allem eines: Mist. Aber dafür braucht man eine Kuh (ein Bulle darf es natürlich auch sein – wenn er sich anschirren lässt). Die Suminter Bauern kauften mit dem Fair Trade Zusatzeinkommen sieben Kühe für sieben Familien. Einzige Bedingung: Das erste Kalb wird kostenlos an eine andere Familie im Projekt abgegeben, die dann wieder das erste Kalb… Das Ergebnis: glückliche Kühe, Milch für die Familien, viel Mist und gesunde Bio-Baumwollpflanzen.

 

Walliamma - eine Rentnerin erzählt

Wir sehen es als Teil unserer Verantwortung die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Kautschuk-Plantagen darin zu unterstützen, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Als Gründungsmitglied des Fair Rubber e.V. pflegen wir jahrelange Beziehungen zu unseren Handelspartnern und dürfen außerdem tief eintauchen in ihre Kulturen.

Waliamma ist 72 Jahre alt. Sie lebt noch immer in dem Dorf auf der Plantage Mahaoya, in dem sie geboren wurde. Nach 44 Jahren Arbeit als Katuschuk-Zapferin ging sie mit 68 in den Ruhestand. Zu den kleinen Vergünstigungen, die sie als Rentnerin genießt, gehört, dass sie nicht mehr täglich das im Haushalt benötigte Wasser in großen, bauchigen Aluminiumkrügen von der zehn Fußminuten entfernten Wasserstelle holen muss, ihre Familie und die Nachbarn hatten ihr das abgenommen. Jetzt könne sie das auch wieder selbst machen, meint Waliamma, inzwischen gibt es nämlich nur ein paar Schritte von ihrem Haus entfernt eine neue, über Fair Trade Mittel finanzierte Zapfstelle. Auch auf Mahaoya hatte das von den Arbeitern und Arbeiterinnen gewählte Fair Trade Komitee (Joint Body) beschlossen, dass als erstes ein Wasserprojekt umgesetzt werden sollte. Die Quelle, die die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner bis dahin nutzten, trocknete nicht nur gelegentlich aus, das Wasser musste abgekocht werden, bevor es getrunken oder zum Kochen verwendet werden konnte. Auch das ist jetzt nicht mehr nötig, der neu gebaute Tank ist mit einem Filter ausgestattet.

Waliamma ist seit 15 Jahren verwitwet und teilt das kleine Haus mit ihrem Bruder, ihrer Schwester und deren Familien – neun Personen in zwei Räumen. Als Küche dient ein Wellblechverschlag, Wäsche gewaschen und gebadet wird in einem nahegelegenen Bach. Die beiden Wohn- und Schlafräume sind penibel aufgeräumt und sauber. Ihr Großvater sei auf der Suche nach Arbeit auf die Plantage gekommen und habe einen Job in der Fabrik bekommen, in der die frisch gezapfte Latexmilch weiterverarbeitet wird, erzählt Waliamma. Ihr Vater wurde Vorarbeiter auf Mahaoya, ihre Mutter Zapferin. Waliamma übernahm schon als 13-jährige die ersten kleinen Jobs auf der Plantage, mit 24 war auch sie Zapferin. Zur Schule ging sie nur für zwei Jahre und schon damals beschloss sie, dass ihre Kinder einmal eine Ausbildung bekommen sollten. Eine weiterführende Schule gab es damals nur in der Hauptstadt, Colombo. Leicht sei es ihr nicht gefallen, ihre Söhne dorthin zu schicken, aber wenigstens hätten sie bei Verwandten wohnen können. Ihre Nichten seien besser dran, sie könnten eine örtliche Schule besuchen. Gemeinsam mit anderen Schülern aus dem Dorf legen sie täglich den fünf Kilometer langen Schulweg zu Fuß zurück.

Vieles habe sich zum Besseren verändert, meint Waliamma. Die Zapfer verdienten besser und vor drei Jahren habe sie mit ihrer Familie in ihr kleines Haus ziehen können, in dem es auch einen Stromanschluss gebe. Stolz zeigt sie auf ein neues Bügeleisen und einen kleinen Stapel gefalteter Hemden und Saris. Und in der zweiten Phase des Fair Trade finanzierten Wasserprojekts soll es neben den Gemeinschaftsanschlüssen auch individuelle Anschlüsse in jedem Haus des Dorfes geben. Was sie sich noch wünscht? Wenn die beiden Söhne mit ihren Familien ein wenig näher wohnen und öfter mit den Enkeln zu Besuch kommen könnten, das wäre schön.

Im Fair Trade Komitee sieht man noch eine andere Möglichkeit, das Leben gerade von Rentnerinnen wie Waliamma zu verbessern. In Sri Lanka gibt es keine monatliche Rentenzahlungen, sondern nur eine einmalige Zahlung wenn ein Arbeitnehmer in den Ruhestand geht. Das bedeutet, dass die meisten auf Unterstützung von ihren Familien angewiesen oder finanziell abhängig sind. Auf einer ebenfalls am Fair Trade Modell des Fair Rubber e.V. beteiligten Gummi-Plantage in Indien hat der Joint Body einen Teil der Fair Trade Gelder genutzt, um eine Rentenzusatzversicher-ung für Zapfer und Arbeiter abzuschließen. Auf Mahaoya hat die Wasser-versorgung erst einmal Vorrang, aber Ideen entwickeln und planen kann man ja trotzdem schon….

 

Wasserpatrouille in Walpola

Die von den Mitgliedern von Fair Rubber e.V. gezahlte Fair Trade Prämie ermöglichte ein weiteres einzigartiges Projekt in Walpola, Sri Lanka.

Die Wasserversorgung ist seit langem ein Problem in Walpola, aber alle bisherigen Versuche, den 66 Familien sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen sind fehlgeschlagen: Es gab niemanden an den sich die Dorfbewohner wenden konnten wenn die Leitungen leck waren oder die Hähne kaputt. Meist dauerte es nicht lange bis alle wieder Wasser in
Eimern von einer etwa 100m Tal abwärts liegenden, oft von weidenden Kühen verschmutze Quelle in Eimern heranschleppen mußten. Das gehört inzwischen der Vergangenheit an.

Die 262 Nutznießer des Projektes haben geholfen die Gräben für die Leitungen anzulegen die das Dorf mit dem Tank auf einem ca. 800 m entfernten Hügel verbinden. Die Fair Trade Gelder wurde genutzt, um Baumaterialien und Wasseruhren (Rs 1950 pro Stück – knapp EUR 11) zu kaufen. Die ersten 1000 Liter Wasser werden den Familien mit Rs 50 in Rechnung gestellt, danach kosten 1000 Liter Rs 25. Da die Dorfbewohner das Wasser nur zum Kochen und Trinken verwenden geht niemand davon aus, daß die Rechnungen besonders hoch ausfallen werden, niemand wird mehr als etwa Rs 200 pro Monat für Wasser zahlen. Aber die Einkünfte werden reichen, um damit die vier Mitglieder des von den Dorfbewohnern
gewählten Wasserkomitees zu entlohnen: Ihre Aufgabe ist es die Wasseruhren einmal im Monat abzulesen und Einzelrechnungen auszustellen. Dazu kommen die Wartungsarbeiten: einmal in der Woche werden Wasserleitungen und Hähne kontrolliert, alle drei Monate sind die Filter dran. Und die Wasserkomiteemitglieder sind verpflichtet, sich
unverzüglich um alle auftretenden Probleme zu kümmern. Der Überschuß der Einnahmen wird auf einem Konto gespart um davon Ersatzteile und andere benötigte Materialien zu kaufen. Vielleicht bleibt sogar eine kleine Summe als Startkapital für ein weiteres Wasserprojekt.

Die Wasseruhren mit denen man in Walpola arbeitet machen dieses Wasserprojekt zu einem innovativen und einzigartigen Unterfangen: die Dorfbewohner sind nicht einfach passive Konsumenten, sondern sie zahlen für eine Dienstleistung und das Wasserkomitee ist verantwortlich dafür. Entwickelt wurde das Modell vom sogenannten Joint Body – ein Gremium von Mitarbeitervertretern, das auf allen am Fair-Rubber-Projekt beteiligten Plantagen gewählt wird.

Der 32 jährige Vijay Kumar ist einer der Nutznießer des Projekts und gleichzeitig eines der Mitglieder des Wasserkomitees. Bisher mußten die Familienmitglieder zweimal täglich für den 9-Personen Haushalt Wasser
holen. Herr Kumar ist Plantagenarbeiter und Gewerkschaftsvertreter. Seine Frau, Satguna Devi, ist Gummizapferin, die beiden haben zwei Kinder, sieben und zwei Jahre alt. Der Vater von Herrn Kumar ist im Ruhestand, seine Frau arbeitet noch als Zapferin. Dann ist da noch die 82-jährige Großmutter, Herrn Kumars Tante und seine 24-jährige Schwester
Ambiga: Sie leitet Krippe und Vorschule mit 25 Kindern bis zum Alter von fünf Jahren.

Früher mußte das Wasser nicht nur in Eimern herbeigeschleppt sondern auch abgekocht werde. Alle zwei bis drei Tage war die Familie mehrere Stunden damit beschäftigt, Holz zu sammeln. „Jetzt kommt das Wasser aus der Leitung und wir können es ohne Sorge trinken“, sagt Herr Kumar. Er ist stolz auf die Entscheidung die die Dorfbewohner und der Joint Body getroffen haben. „Einige Leute denken, daß wir verrückt sind, weil wir für dieses Wasser zahlen. Aber bei uns wird niemand mehr durch Wasser krank und andere auf der Plantage interessieren sich auf einmal dafür was wir
machen und wie das System funktioniert“. Er ist nicht der einzige der überzeugt ist, daß die Wasseruhren eine gute Investition waren.